
Ein Gespräch mit Günther Wiechert. (Krimimalpolizei/LKA Strategische Analyse)
Am 01.12.09 trafen wir uns mit Herrn Günther Wiechert von der Kripo Bremen, Abteilung Strategische Analyse, um über SelectaDNA zu sprechen. Die künstliche DNA wurde zuerst in England ab 2004 erprobt und erfolgreich eingesetzt. Durch die künstliche DNA gingen die Einbrüche in England um bis zu 80 % zurück. Nun will auch Bremen als erstes Bundesland in Deutschland die Einbrüche und Raubüberfälle reduzieren, denn immerhin ist Bremen die Nr.1 in der Statistik der Einbrüche. Bei Raubüberfällen könnte der Täter mit künstlicher DNA besprüht werden, also eine DNA Dusche bekommen, sogar ohne dass er viel merken würde. Auch die Kennzeichnung der Wertgegenstände mit denen jeder seine Sachen wieder erkennt ist ein wichtiger Punkt. Um die künstliche DNA zu erkennen, musste die Polizei zuerst mit UV-Lampen ausgerüstet werden. Außer den 1000 (besser streichen) kleineren UV-Lampen, mit denen ca.1500 Polizisten in Bremen ausgerüstet wurden, kommen auch Leuchtmittel zum Einsatz, die die Größe von PKW-Scheinwerfern haben, mit denen die Polizei sogar auf sehr große Entfernung erkennen könnte, ob der fliehende Verdächtige der Täter ist. Wie viele es davon gibt, wollte Herr Wichert uns nicht sagen. Wir fragten ihn, wie er dazu kommen würde, uns Gefangenen diese Informationen zu geben. Er erzählte, dass es darum ginge, vorzubeugen. Das heißt, wenn die Insassen diese Informationen lesen, werden sie vielleicht merken, dass es keinen Sinn mehr hat, Einbrüche oder Überfälle zu begehen. Als abschreckende Maßnahme sozusagen! Das Beste wäre, wenn die Stadt Bremen alle Straßenlaternen mit UV ausrüstet, denn dann könnte man jeden sofort entdecken, aber das war natürlich ironisch gemeint, denn die Kosten würden den Rahmen sprengen.
(Das habe ich so nicht gesagt, kann aber als ironische Anmerkung der Redakteure so bleiben. Nicht nur finanzielle, sondern entscheidend rechtliche Gründe sprechen gegen solch eine Maßnahme.)
Kann ich mein Haus auch damit schützen?
Es geht darum, besondere — materielle oder ideelle — Werte zu schützen. Mittelbar wird dadurch auch das Haus insgesamt geschützt, da es für Einbrecher uninteressanter wird. Es stellt aber keine physikalische Barriere im Sinne einer Alarmanlage oder eines Zauns dar.
Was kostet es?
120,-€ Normal 95,-€, aber in den Postleitzahlbereichen 26, 27 und 28 im Jahr 2010 nur 75,-€.
Wie wird es angewendet? Kann ich es selber machen?
Es wird wie eine Farbe mit einer Art Pinsel aufgetragen. Jeder Eigentümer entscheidet darüber, was und wo er markieren möchte und macht es daher auch selber.
Eine Produktbeschreibung liegt den Starterkits bei. Hierunter sind ebenso Beschreibungen zur Nutzung zu finden.
Ist das ein dauerhafter Eigentumsnachweis?
Selbstverständlich können auch Gegenstände, die einmal markiert wurden, verkauft werden.
In der Datenbank kann dann vermerkt werden, an wen ich meine Sachen verkauft oder verschenkt habe.

Insofern ist eine Markierung immer „nur als ein Hinweis zu sehen. Allerdings kann — anders als bisher — über die Zuordnung über die Datei nun recherchiert werden, wer den Gegenstand markiert hat. So lässt sich die Historie ermitteln. Alleiniger Eigentumsnachweis kann es allerdings niemals sein, da sich sonst auch Eigentumsverhältnisse allein über die Markierung begründen ließen.
Wie sieht die polizeiliche Strategie zu diesem Projekt und dessen Umsetzung aus?
Eine Darstellung der Strategie erfolgt zeitgerecht zur Umsetzung des Projektes. Im Wesenlichen geht es um Prävention (Abschreckung und Verhinderung), die gestützt wird durch die glaubhafte Möglichkeit der Repression (Überführung des Täters).
Lädt SelectaDNA nicht zum Missbrauch ein? Mein feindlich gesonnener Nachbar kann doch einen meiner Gegenstände heimlich mit SelectaDNA bestreichen und behaupten, er wäre der Eigentümer und ich hätte es ihm gestohlen.
Die Anhaftung alleine begründet kein Eigentumsverhältnis, sondern bietet „lediglich" die Möglichkeit zu recherchieren, für wen diese oder jene Charge ausgegeben wurde. Der Ihnen feindlich gesonnene Nachbar hat darüber hinaus z.B. weder Rechnungen für den Gegenstand noch könnte er auf andere Weise belegen, dass der Gegenstand vorher zu seinem Haushalt gehörte.
Ersetzt der Dot die Analyse im Labor vollständig?
Ja. Der Microdot enthält einen Code, der sofort über eine Recherchemöglichkeit am PC abgefragt werden kann.
Wie ist die chemische Zusammensetzung der künstlichen DNA?
Hierzu liegt den FAQ's (oft gestellte Fragen) eine kurze Beschreibung bei. Sie ist derzeit lediglich auf Englisch zu erhalten. Aufgrund urheberrechtlicher Probleme wurde auf eine Übersetzung verzichtet.
• Durchsichtige Flüssigkeit - haftet wie Farbe.
Wird aufgetragen wie Farbe - Unter UV - Licht sichtbar.
Keine Gesundheitsgefahren - Jede Charge ist einzigartig - DNA.
• Zusätzlich Microdots - Seit 2004 in England eingesetzt.
• Signifikanter (bis zu 80%iger) Rückgang von Delikten im Bereich Einbruchskriminalität.
• Eine Umfrage unter 101 Inhaftierten Gefangenen ergab:
► 91 kannten das eingesetzte Produkt
► 74 gaben an, dort abgeschreckt worden zu sein, wo Schilder auf den Einsatz hingewiesen haben.
Quelle: Günther Wiechert (Kripo Bremen)
DISKUS Bremen
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von DISKUS70